Teezeremonie

Die japanische Teezeremonie

Die Teezeremonie, Chanoyu oder Chado, Weg des Tees, hat ihre Wurzeln im Zen-Buddhismus. Seit etwa dem 13. Jahrhundert verwendeten Mönche den Tee als Heilmittel und als Getränk, um sich während der langen Meditationen wach zu halten. Im 14. Jahrhundert wurde das Teetrinken populärer und entwickelte sich unter dem Einfluss der verfeinerten Umgangsformen der Samurai, der Ritter- und Kriegerklasse, zu einer Kunst mit verschiedenen Regeln, die im 16. Jahrhundert von Sen-no Rikyu in ein System gebracht wurden. Die zeremoniellen Umgangsformen, die auch heute noch den japanischen Alltag prägen, haben ihren Ursprung zu einem grossen Teil in der Kunst des Teezubereitens und -trinkens.
Die von Sen-no Rikyu gegründete Teeschule wird heute von seinen direkten Nachfolgern geführt und heisst Ura-Senke. Suzue Rother-Nakaya hat als junges Mädchen im Alter von neun Jahren die Kunst der Teezeremonie bei ihrem Ikebana-Lehrer erlernt, der auch Teemeister der Ura-Senke-Schule war. Seit einiger Zeit hat sie ihre alte Liebe zur Teezeremonie wieder entdeckt und bildet sich, wenn sie in Hiroshima ist, bei einer Teemeisterin in dieser Kunst weiter.
Das Wesen der Teezeremonie hat Sen-no Rikyu in vier Prinzipien zusammengefasst: wa, kei, sei, jaku. Wa bedeutet Harmonie. Die Harmonie zwischen den Menschen, zwischen Mensch und Natur, die Harmonie der Teegeräte und der Art, sie zu gebrauchen. Das zweite Prinzip, kei, bedeutet Achtung, Ehrerbietung, Rücksicht. Sie wird allen Wesen entgegengebracht und entsteht aus der aufrichtigen Empfindung des Dankes für ihr Dasein. Das dritte Prinzip, sei, ist die Reinheit und umfasst die Reinheit der Dinge und des Geistes, äussere und innere Reinheit. Da vierte Prinzip, jaku, ist die Stille, die Ruhe, der Friede des Gemütes, die aus der Verwirklichung der ersten drei Prinzipien entspringen.
Jede Geste, jede Bewegung soll Harmonie ausdrücken. Jeder Teilnehmer soll den anderen, sich selbst und die Tradition achten. Der geforderten inneren Reinheit entspricht im Äusseren die Reinheit des Teeraums und der Geräte für die Zeremonie. Schliesslich wird die Teezeremonie in der Stille, in der Abgeschiedenheit von aller weltlichen Geschäftigkeit gepflegt. So ist die Einfachheit des Teeraums die bestimmte und bewusste Negierung des Prunks und des Überflusses der Paläste und der reichen Bürgerhäuser – oder heute die andere Seite des hektischen, modernen Japan.